Jutta Butschkau  
   Aufgang nur für Herrschaften
    Aus Teil II: "Es war einmal ein Hansaviertel ..."
    Leseprobe Teil I

Den 22. und 23. November werden wohl alle, die sich zu dieser Zeit im Hansaviertel aufgehalten haben, nie vergessen; an beiden Tagen hatten es die Luftangriffe gezielt auf dieses Viertel abgesehen. Pausenlos krachten die Sprengbomben, das Haus zitterte und bebte in seinen Grundfesten, alles schrie durcheinander, und niemand glaubte, daß er dieses Inferno lebend überstehen würde. Noch vor der Entwarnung hielt ich mit dem Luftschutzwart nach Bränden Ausschau, es waren aber nur Sprengbomben abgeworfen worden.

Notiz Mai 1943: Auf der Stulle kein Fett um 8 Uhr im Bett, der Arsch kaum warm: Alarm!

Das ganze Haus hatte keine einzige heile Fensterscheibe mehr, Rabitzwände waren geborsten und hatten sich übereinander geschoben, der Putz der Zimmer- decken lag auf Möbeln und Fußböden und gab das darunterliegende Rohrgeflecht frei, das tief in den Raum hinein hing. Von diesen beiden Nächten an regierte bei Fliegeralarm nur die nackte Angst. Auch die Siegessichersten wurden langsam kleinlaut, und der Kreis derer, die noch auf einen wirksamen Einsatz der Wunderwaffe V2 hofften, schmolz.
Statt dessen erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand:
Wußten Sie schon, daß V2 sich in England vermählt hat? Nein! Mit wem denn?
Mit Miss Lungen!

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    aus der Kindheit und dem Erwachsenwerden 
    im Berliner Hansaviertel in der Zeit von 1934 - 1949